Straßen in Celle
Sollen auf Straßenschildern heute noch Menschen gewürdigt werden, die historisch belastet sind? Darüber wird und wurde in vielen Städten und Gemeinden gestritten. So auch in Celle.„Es ist nicht ganz einerlei,
wie die Straße heißt,
in der man wohnt"
Die Stadt Celle hat eine Untersuchung beauftragt und Dr. Bernhard Strebel hat sich im Oktober 2010 in seiner Arbeit zu Celler Straßennamen und den Verbindungen zum Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Das Ergebnis können Sie hier nachlesen. In der Politik und Presse hat unterdessen eine teils "heftige Diskussion" um solche Umbenennungen begonnen. [1]
Hinsichtlich der Umbenennungen [...] führte 2007 Oberbürgermeister Biermann aus: »Es ist ein ganz außergewöhnlicher Schritt, aber er ist unvermeidbar. So schwer es auch fallen mag, Menschen [...] eine ehrende Bekundung wieder zu entziehen, aber wir tragen Verantwortung für zukünftige Generationen, wir müssen ihnen sagen, wer für uns ihre Vorbilder sein sollen und wofür sie geehrt worden sind. [...] .
In der Folge wurden einige Straßen umbenannt.
Straßenumbenennungen wurden in Celle schon früher vorgenommen. 1945 wurde 43 Namensänderungen bekanntgegeben. Eine weitere "Welle" der Straßenumbenennungen erfolgte 1961, 1968 und 1973 mit der Eingemeindung der Ortsteile Altencelle, Boye, Garßen, Groß Hehlen, Vorwerk und Westercelle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Beck_(General)Kleine Hinweise, wer oder was einer Straße den Namen gegeben hat, befinden sich bereits heute an zahlreichen Straßenschildern, aber leider nicht überall. Viele Straßenschilder hätten es verdient, durch Hinweise auf den Namensgeber ergänzt zu werden.
So wie bei den Straßenschildern für die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime im Ortsteil Klein-Hehlen:
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hätte ich mir das auch bei folgenden Straßenschildern gewünscht: (Stand Februar 2022)
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Mein Vorstoß zur Ergänzung der Straßenschilder mit Hinweisen im April 2019 beim damaligen Ortsbürgermeister fand keine (oder noch keine) Zustimmung. Zitat: ". . insbesondere aus Kostengründen von weiteren Erläuterungen Abstand genommen . . ." oder ". . .Diskussion möchte ich natürlich nicht wieder aufleben . . .".
Schade ! Die "verpasste" Chance zum 75. Jahrestag des Attentat auf Adolf Hitler und angesichts des immer stärker aufkeimenden rechten Gedankenguts und dem oft mangelnden Geschichtsinteresse ist gerade bei den Straßenschildern der Widerstandskämpfer mehr Aufklärung/Erläuterung notwendig.
Zitat Oberbürgermeister Dr. Nigge am Volkstrauertag 2019: „Gerade in einer Zeit, in der wir leider beobachten müssen, wie sich Teile der Gesellschaft radikalisieren, Menschen anderer Kulturen mit Ressentiments begegnen und unsere eigene Geschichte scheinbar negieren. Von daher ist es unerlässlich, dass wir die Erinnerungskultur wachhalten – . . . "
Weitere Versuche seit April 2022 einer ergänzenden Beschilderung beim "neuen" Ortsrat haben noch keine Veränderung/Ergänzung bei der Beschilderung gebracht. (Stand: 20. Juli 2023)
Straßenverzeichnis: Stadt Celle FD 66.1 - Verkehrsplanung - Datenstand 06.2021 und meine eigenen Ergänzungen
An der Vervollständigung der Informationen arbeite ich weiter.
Wer mir bei der Ergänzung oder Richtigstellung der Daten helfen kann/möchte,
darf sich gerne melden.
RWLE Möller veröffentlichte in den 90ern in der Celleschen Zeitung in einer "Serie" sehr viele Beschreibungen und Fotos zu Celler Straßen.
Mehr auch in seinem Buch
"Wo wir wohnen - Straßen in Celle" von 1995
Quellen: Stadt Celle, Wikipedia, Celle im Nationalsozialismus, RWLE Möller, Buch: Unterwegs in Neuenhäusen und seiner Geschichte, 2002; Buch: Geschichten und Ereignisse um die Celler Neustadt, 2006; Buch: Hehlentor - ein Stadtteil stellt sich vor, 2006; diverse Adressbücher, google u.a.
Tübingen kennzeichnet umstrittene Straßennamen mit Knoten an Schildern
Eine, aus meiner Sicht, gelungene Idee, wie mit umstrittenen Straßennamen umgegangen werden soll/kann ist in Tübingen wahr geworden.
Während es bei einigen Namensgebern klar ist, dass sie umbenannt werden müssen, wird bei anderen kontrovers diskutiert. Die Universitätsstadt Tübingen hat sich jetzt eine Lösung für solche kritischen Straßennamen überlegt - und markiert die Pfosten künftig mit einem symbolischen Knoten. *)
Das Umbenennen einer Straße sei laut dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer unter geschichtlichen Gesichtspunkten allerdings auch kritisch zu bewerten. Ein Auslöschen der Geschichte sei nicht sinnvoll, vielmehr sollte die Bevölkerung durch Kennzeichnung eines umstrittenen Straßenschilds zum Nachdenken angeregt werden. Der Knoten solle zeigen, es ist etwas nicht in Ordnung, so Palmer.
*) Der Knoten ist ein 3D-Druck aus Kunststoff der wie ein wirklicher Knoten aussieht, zusätzlich versehen mit einem QR-Code über den ergänzende Informationen zum Namen des Straßenschild vermittelt werden.